Kraut & Rüben nach Jahren

Kraut & Rüben nach Jahren

1. Jhd. v. Chr

  • »[D]ie Tiere aber brauchen Klapper nicht noch Kleid, auch keine Amme, die voll zärtlicher Geduld mit ihnen spielt und sie in sanften Schlummer lullt; zum Schutz des Ihren müssen sie nicht Waffen tragen und dicke Mauern bau'n, die in den Himmel ragen; es liefert ihnen alles Nötge die Natur, die große Lebensspenderin in Wald und Flur ...«

    Lucrez, De rerum natura

1580

  • »Diese Unfähigkeit zur Kommunikation zwischen ihnen und uns – warum sollte sie nicht ebenso unsere sein wie ihre? Es bleibt eine offene Frage, wessen Fehler es ist, daß wir uns nicht verstehen, denn wir verstehn sie keineswegs besser als sie uns! So können sie uns mit gleichem Recht für vernunftlose Tiere halten wie wir sie. (Und daß wir sie nicht verstehn, braucht uns kaum zu wundern - verstehn wir doch nicht einmal die Basken und die Troglodyten [Höhlenbewohner]!)«

    Michel de Montaigne

1637

  • »Das, was [die Tiere] besser machen als wir, beweist also nicht, dass sie Geist besitzen [...]. Sie haben im Gegenteil gar keinen, denn es ist die Natur, die der Einrichtung ihrer Organe entsprechend in ihnen handelt, so wie man sieht, dass eine Uhr, die nur aus Rädern und Federn zusammengesetzt ist, genauer die Stunden zählen und die Zeit messen kann, als wir mit unserer Klugheit.«

    René Descartes

1789

  • »Die Frage ist nicht: Können sie denken?, noch: Können sie sprechen?, sondern: Können sie leiden?«

    Jeremy Bentheim, An Introduction to the Principles of Morals and Legislation, 1789/1828

1800

  • Um 1800 ist ein Mastschwein nach zwei bis drei Jahren mit 40 kg schlachtreif. Zur gleichen Zeit beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung für mitteleuropäische Männer ca. 35,5 Jahre, für Frauen ca. 38,5 Jahre. 220 Jahre später ist ein Mastschwein nach fünf bis sechs Monaten mit ca. 120 kg schlachtreif. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland beträgt 78,5 Jahre für Männer und 83,4 Jahren für Frauen.

1803

  • »Hochmüth’ger Satan! Mögtest du am Schwein den Tod dir holen, das man schlachtete!«

    Heinrich von Kleist, Amphitryon

1820

  • In New York kommt 1820 ein Schwein auf jeweils fünf Einwohner. Sie bevölkern die Straßen ebenso selbstverständlich wie die Menschen selbst. 1859 berichtet die New York Times auf der Titelseite, dass 76 bewaffnete Männer in »Hogtown«, südlich der 86. Straße, einmarschiert seien. Zwischen der Sechsten und der Siebten Avenue hätten sie die Schweine eingezingelt, beschlagnahmt, die Ställe zerstört und so die Tiere aus dem öffentlichen Raum verdrängen.

1870

  • »Der heilige Antonius, so wird berichtet, / Hat endlich ganz auf die Welt verzichtet; / Ist tief, tief hinten im Wald gesessen, / Hat Tau getrunken und Moos gegessen / Und sitzt und sitzt an diesem Ort / Und betet, bis er schier verdorrt / Und ihm zuletzt das wilde Kraut / Aus Nase und aus Ohren schaut. // Er sprach: ›Von hier will ich nicht weichen, / Es käm’ mir denn ein glaubhaft Zeichen!‹ / Und siehe da! – Aus Waldes Mitten / Ein Wildschwein kommt dahergeschritten, / Das wühlet emsig an der Stelle / Ein Brünnlein auf, gar rein und helle, // Und wühlt mit Schnauben und mit Schnüffeln / Dazu hervor ein Häuflein Trüffeln. / Der heilige Antonius, voll Preis und Dank, / Setzte sich nieder, aß und trank / Und sprach gerührt: ›Du gutes Schwein, / Du sollst nun ewig bei mir sein!‹«

    Wilhelm Busch, Der heilige Antonius von Padua

1880

  • Unter Einsatz von Schweineknochen und -häuten werden um 1880 erstmals fotografische Bromsilber-Gelatinetrockenplatten industriell gefertigt. In etwa zeitgleich wird in Chicago, Weltmetropole der Fleischindustrie, das erste Hochhaus gebaut.

1881

  • 1881 eröffneten städtischen Großschlachthof Berlins werden im ersten Jahr 126.347 Rinder, 392.895 Schweine, 111.937 Kälber und 650.060 Hammel verarbeitet.

1900

  • Im Jahr 1900 sind mehr als 38 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. 2020 sind es noch 1,2 Prozent.
  • Um 1900 erbringt eine statistische Erhebung zur Technik des Tötens in Schlachthöfen, dass zumeist mit der Keule getötet wird. Daraufhin findet in Leipzig ein mit 12000 Mark privat finanzierter Wettbewerb zur »Konstruktion des besten Betäubungsapparates für Kleinvieh« statt. 183 Apparate werden unter breiter öffentlicher Anteilnahme eingereicht. Der erste Preis wird nicht vergeben.

1911

  • Während die Tiere in den fünfzig Jahren zwischen 1861 und 1911 von den städtischen Straßen verschwinden, verdoppelte sich der statistische Fleischkonsum in Deutschland von etwa 20 auf etwa 40 Kilogramm pro Person und Jahr. 2022 liegt er bei etwa 52 Kilogramm pro Kopf.

1912

  • Mit der Botschaft »Billiges Brot und billiges Fleisch« erhält die SPD bei den Reichstagswahlen 1912 mit 34,8 Prozent einen höheren Stimmenanteil, als zuvor je eine Partei bei Reichstagswahlen bekommen hatte.

1919

  • »Vor einigen Tagen kam also ein Wagen mit Säcken hereingefahren, die Last war so hoch aufgetürmt, daß die Büffel nicht über die Schwelle bei der Toreinfahrt konnten. Der begleitende Soldat, ein brutaler Kerl, fing an, derart auf die Tiere mit dem dicken Ende des Peitschenstieles loszuschlagen, daß die Aufseherin ihn empört zur Rede stellte, ob er denn kein Mitleid mit den Tieren hätte! »Mit uns Menschen hat auch niemand Mitleid.«, antwortete er mit bösem Lächeln und hieb noch kräftiger ein.«

    Rosa Luxemburg

1927

  • Walther Darré veröffentlicht 1927 den Text »Das Schwein als Kriterium für norddeutsche Völker und Semiten«. Er propagiert das Schwein als Beweis für eine rassische und kulturelle Überlegenheit der »nordischen Völker«. Darré wird Reichsbauernführer. Von 1933 bis 1942 ist er im nationalsozialistischen Deutschland Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft.

1939

  • »... wie die Menschen im Laufe der Zivilisationsbewegung alles das zurückzudrängen suchen, was sie an sich selbst als »tierische Charaktere« empfinden. Ganz ähnlich drängen sie es auch an ihren Speisen zurück.«

    Norbert Elias

1944

  • »Die Idee des Menschen in der europäischen Geschichte drückt sich in der Unterscheidung vom Tier aus. Mit seiner Unvernünftigkeit beweisen sie die Menschenwürde. […] [Der Mensch] bekundet, indem er sich am Tier vergeht, daß er, und nur er in der ganzen Schöpfung, freiwillig so mechanisch, blind und automatisch funktioniert, wie die Zuckungen der gefesselten Opfer, die der Fachmann sich zunutze macht.«

    Max Horkheimer / Theodor W. Adorno

1950

  • 1950 wird der sogenannte Kastenstand zur Fixierung der trächtigen und stillenden Sau entworfen. Darin verbringt die Sau bisher etwa 23 Wochen jährlich. Mit der Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung im Februar 2021 wird die Kastenstandhaltung im Deckzentrum ab 2029 komplett verboten. Ab 2036 dürfen Sauen im Abferkelbereich dann nur noch maximal fünf Tage um den Zeitraum der Geburt in einem Kastenstand gehalten werden.

1957

  • Mit dem EWG-Vertrag vereinbaren die Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 einen gemeinsamen Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse.

1958

  • »Das Duell zwischen Industrie und Zukunft wird nicht mit Gesängen ausgetragen, bei denen man sich niederlassen kann. Seine Musik ist der Schrei des Marsyas, der seinem göttlichen Schinder die Saiten von der Leier sprengt.«

    Heiner Müller

1971

  • Die erste, im engeren Sinne Rote Liste, in der die Gefährdungssituation von Vogelarten für die Bundesrepublik Deutschland komprimiert in Kategorien zusammengefasst wurde, erschien 1971. Ein Jahr später veröffentlicht der Club of Rome die Umwelt-Studie »Grenzen des Wachstumes«.

1972

  • »Die Tiere kamen aus dem Land hinter dem Horizont. Sie gehörten dorthin und auch hierher. Sie waren ebenso sterblich wie unsterblich. […] Heute finden sich noch Rudimente dieses Dualismus bei denen, die in enger Vertrautheit mit Tieren leben und von ihnen abhängig sind. Ein Bauer hat sein Schwein gern und freut sich doch, dessen Fleisch einzupökeln. Bezeichnend dafür ist, und für den Fremden aus der Stadt so schwer zu verstehen, daß die beiden Aussagen durch ein und verbunden sind und nicht durch ein aber.«

    John Berger

  • Die Augen eines Tieres sind, wenn sie einen Menschen betrachten, aufmerksam und wachsam. Das gleiche Tier wird wahrscheinlich andere Tiere auf die gleiche Weise ansehen. Für den Menschen ist kein besonderer Blick reserviert. Doch keine andere Gattung als die des Menschen wird den Blick des Tieres als vertraut empfinden. Andere Tiere nimmt der Blick gefangen. Der Mensch jedoch wird sich, indem er den Blick erwidert, seiner selbst bewußt.«

    John Berger

1976

  • »Das liberale rationale Denken übernimmt [...] die Verantwortung für die, die es exkommuniziert, nämlich die Tiere, die Wahnsinnigen und die Kinder, die nicht wissen, was sie tun – die zwar nicht einmal der Strafe und des Todes würdig sind, die aber recht brauchbar sind für die soziale Fürsorge: Protektionismus aller Art, Tierschutzvereine, ‚offene‘ Psychiatrie, moderne Pädagogik – alles Formen endgültiger, aber sanfter Herabwürdigung, hinter der sich die liberale Vernunft verschanzt. Durch dieses rassistische Mitleid verdoppelt der Humanismus seine Vorherrschaft über die »niederen Geschöpfe.«

    Jean Baudrillard, Die Todesstrafe

  • »Die primitive Opferung des Tieres ist mit seiner heiligen und göttlichen Stellung als Totem verbunden. Wir opfern sie nicht mehr, wir bestrafen sie auch nicht mehr und wir sind mit ihnen vertraut, aber nur deshalb, weil wir sie domestiziert und aus ihnen eine rassenmäßige Unterwelt gemacht haben, die selbst nicht einmal mehr unserer Justiz würdig ist; so daß sie ganz folgerichtig als Schlachtvieh ausrottbar werden.«

    Jean Baudrillard

1991

  • »Oft, sagt sie, schlägt die Bildlichkeit um, und man unterscheidet nicht mehr genau zwischen fiction und nonfiction. Sagen wir zum Beispiel, du sprichst metaphorisch davon, jemand fressen zu wollen, und bekommst dann, vielleicht ohne es zu wissen, ein gebratenes Stück Fleisch serviert, das tatsächlich aus dieser Person herausgeschnitten wurde. Du kennst doch diese Geschichte: das schmeckt aber vorzüglich. Ja, nicht wahr, es ist dein Mann.«

    Marcel Beyer

1997

  • 1997 wird Klonschaf Dolly der Öffentlichkeit präsentiert. Pokemon und Tamagotchi erobern deutsche Kinderzimmer.

1999

  • »Ich frage mich oft, nur mal eben, um zu sehen, wer ich bin (qui je suis) – und wer ich in dem Moment bin, da ich, nackt und schweigend überrascht vom Blick eines Tieres (animal), zum Beispiel den Augen einer Katze, leidlich Mühe habe, ja leidlich Mühe (du mal), eine gewisse Verlegenheit zu überwinden. […] Ich habe leidlich Mühe, eine Regung der Schamhaftigkeit zu überwinden.«

    Jaques Derrida, 1999

2008

  • »Ich liebe die Tatsache, dass nur etwa 10 Prozent der Zellen, die jenen alltäglichen Raum einnehmen, den ich meinen Körper nenne, menschliches Erbgut enthalten. Die restlichen 90 Prozent der Zellen sind mit dem Erbgut von Bakterien, Pilzen, Protisten und so weiter gefüllt, von denen einige an einer Symphonie mitwirken, die für mein Lebendigsein existentiell ist und von denen andere per Anhalter mitfahren, ohne dem Rest von mir, von uns, zu schaden (...). Eins zu sein ist immer ein gemeinsam-Werden mit vielen.«

    Donna Haraway

  • »Nicht indem wir vom Gewöhnlichen abstrahieren, sondern indem wir uns mit ihm herumschlagen, denke ich, lernen wir, welthaft zu sein. Ich bin eine Kreatur des Schlamms, nicht des Himmels.«

    Donna Haraway

2011

  • Unter dem Motto »Wir haben es satt!« demonstrieren seit 2011 in Berlin einmal jährlich zehntausende Bürger*innen, um für einen anderen Umgang mit Tieren und deren Produkten zu demonstrieren.

2013

  • Eine erneute Reform der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union führt 2013 zu einer weiteren Internationalisierung des Agrarhandels.

2019

  • Das Leipziger Bundesverwaltungsgericht stellt in einer Urteilsbegründung am 13. Juni 2019 fest, dass die maximal günstige Produktion von Nahrungsmitteln nicht länger als ein »vernünftiger Grund« gilt, Tieren Schmerzen zuzufügen.

    Urteil vom 13.06.2019 - BVerwG 3 C 28.16

2020

  • »Es sind vier Unternehmen, die mehr als 70 % des Weltmarktes für Agrarrohstoffe kontrollieren, der sich zu 87 % im Besitz der elftreichsten Familie der Welt befindet. Das Gesamtvermögen der Familienmitglieder, die in der Forbes-Milliardärsliste aufgeführt sind, beträgt 42,9 Mrd. USD. Ihr Vermögen ist seit 2020 um 14,4 Mrd. USD (65 %) gestiegen, wobei es während der Pandemie um fast 20 Mio. USD pro Tag gewachsen ist.«

    Giulia Carbonaro

  • 2020 buchstabiert das »Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung« unter der Leitung des ehemaligen Landwirtschaftsministers Jochen Borchert auf 425 Seiten Stand und Kritik der Nutztierhaltung aus.
  • Berlin schafft mit dem Gesetz zur Einführung des Tierschutzverbandsklagerechts vom 31. August 2020 die Grundlage für Klagen von anerkannten Tierschutzverbänden. Damit rückt exemplarisch ein weiteres Mal die Anerkennung der Gemeinnützigkeit von Verbänden ins Zentrum der Debatte.
  • Die Afrikanische Schweinepest (ASP), eine ausschließlich bei Schweinen vorkommende, gefährliche Viruserkrankung, tritt seit 2014 in verschiedenen Ländern der EU auf. In Deutschland wird ein erster Fall im September 2020 bei einem Wildschwein bekannt. Am 15. Juli 2021 wird das Virus erstmals bei gehaltenen Schweinen nachgewiesen.

2021

  • »Die Frage der moralischen Gerechtigkeit ergibt sich nicht im Tagesgeschäft.«

    Josef Sanktjohanser, Präsident Handelsverband Deutschland; Vizepräsident Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände

  • Etwa 185.000 Beschäftigte in der Fleischindustrie, darunter mehr als 58.000 vor allem osteuropäische Arbeitsmigranten, stillen 2021 den Hunger von 75 Millionen hiesigen Fleisch-Verbraucher*innen und produzieren darüber hinaus nahezu vier Millionen Tonnen für den Export.
  • Im April 2021 wird gemeldet, dass Tönnies eine Genehmigung für die Errichtung eines vollautomatischen Schlachthofs in der spanischen Region Aragonien erhalten habe. Diese Anlage, die im Herbst 2023 in Betrieb gehen solle, würde 75 Millionen Euro kosten und eine Fläche von knapp 30 Hektar, das entspricht etwa 42 Fußballfeldern, einnehmen.
  • In der zentralchinesischen Provinz Henan nahe der Stadt Nanyang baut die Firma Muyuan Foods 2021 für etwa drei Milliarden Yuan (4o Millionen Euro) die größte Schweinefabrik der Welt. In 21 mehrstöckigen Hallen werden jährlich 2,1 Millionen Schweine produziert.

2022

  • Wie bei den Energieunternehmen ist auch bei den Lebensmittelmilliardären das Vermögen zwischen 2020 und 2022 alle zwei Tage um eine Milliarde Dollar gewachsen.

2023

  • Bundestag und Bundesrat ebnen 2023 den Weg für eine staatliche, verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung. Sie gilt für Lebensmittel tierischer Herkunft, die aus Deutschland stammen. Ariane Désirée Kari, Fachtierärztin für Tierschutz, wird von der Bundesregierung Deutschlands zur ersten Beauftragten für Tierschutz ernannt.
  • »Drei Konzerne beherrschen über 60 Prozent des weltweiten Marktes für kommerzielles Saatgut und Agrarchemikalien: DuPont-Dow, ChemChina-Syngenta und Bayer-Monsanto«.

    Heinrich-Böll-Stiftung

  • Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland – Ende des Borchert-Prozesses

    Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung wurde 2019 eingerichtet. Das Gremium wird nach seinem Vorsitzenden, Bundeslandwirtschaftsminister a.D. Jochen Borchert, auch "Borchert-Kommission" genannt. Im August 2023 beschloss es, seine Arbeit zu beenden. „Die Empfehlungen der Borchert-Kommission [zum Umbau der Nutzierhaltung] wurden gemeinsam von Interessenvertreterinnen und ‐vertretern der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft, Umweltverbänden, zahlreichen weiteren Akteuren aus Wertschöpfungsketten und Verwaltung sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern getragen. Sie haben im agrarpolitischen Raum viel Zuspruch erfahren. Die Empfehlungen der Kommission sind die Grundlage für den jetzt beschlossenen und begonnenen Umbau Richtung zukunftsfester Tierhaltung.“

    “Für das erteilte Mandat und das von vielen Beteiligten entgegengebrachte Vertrauen sowie insbesondere für den unermüdlichen Einsatz ihres Vorsitzenden, Jochen Borchert, bedanken sich die Mitglieder. Aus Sicht des Kompetenznetzwerks hat sich die Idee, ein Konzept zur Transformation eines wichtigen Teils der deutschen Landwirtschaft durch eine Multi-Stakeholder-Kommission erarbeiten zu lassen, bewährt. Das Kompetenznetzwerk hält eine deutliche Anhebung des Tierwohlniveaus in der gesamten deutschen Nutztierhaltung weiterhin für machbar und dringend erforderlich. Es ist – auch unter erschwerten geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – eine Frage des politischen Gestaltungswillens, entsprechende Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.“

    Aus dem Abschlusskommuniqué der Borchert-Kommission: https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/nutztiere/umbau-nutztierhaltung.html

  • Die saufreundliche Schweiz
    ... Für die Haltung von Schweinen gibt es gesetzliche Vorgaben, diese sind in der Schweiz etwas tierfreundlicher als in Deutschland. Darin spiegelt sich auch wider, dass die Schweinehaltung bis heute bäuerlich geprägt ist. So gilt im Gegensatz zur EU ein Höchstbestand von 1500 Mastschweinen oder 2000 Ferkeln pro Betrieb, die im Schnitt rund 250 Tiere halten. Ihnen steht je nach Gewicht bis zu 40 Prozent mehr Platz als in Deutschland zur Verfügung. Der Bund fördert Haltungssysteme mit Strohunterlagen und Betriebe, die eine Auslauffläche pro Tier garantieren. Tierschützer kritisieren, dass sich die Schweine auch in den beengten Aussenbereichen kaum bewegen können, gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsmöglichkeiten seien oft nur unzureichend vorhanden. Durch Marketing werde ein falsches Bild von der tierfreundlichen Schweiz gezeichnet.  ...

    Sauweilig. Langweilen sich Schweine wie Menschen? Lernexperimente aus dem Stall liefern Antworten.

    Urs Mannhart (Text) Gregory Gilbert-Lodge (Illustration)
    Aus #73 / November 2023

    https://reportagen.com/reportage/sauweilig?t=c96a3c8c43f8a4316ba293e5257bceb4

2024

  • Die niederländische Stadt Haarlem untersagt ab 2024 Werbung für klimaschädigende Konsumprodukte wie Fleisch, Flüge, fossile Brennstoffe und Autos mit Verbrennermotor.
  • Tönnies stoppt die Megaschlachthofpläne in Spanien. "2,4 Millionen Schweine hatte Tönnies in der Gegend schlachten wollen, die bereits heute massiv unter Wassermangel leidet. Wer in Deutschland von sozialen Standards redet (die keinesfalls berauschend sind), kann in Spanien keinen Schlachthof betreiben, wo die Situation der Beschäftigten noch viel schlimmer ist.", so die Aktion Agrar im Newsletter vom 29.2.2024