Maria Sewcz

Lorbeer, Mönchsbart und Aspik
  • Ohne Titel, aus: Lorbeer, Mönchsbart und Aspik, 2022/23, Tintenstrahldruck, 23 x 23 cm
  • Ohne Titel, aus: Lorbeer, Mönchsbart und Aspik, 2022/23, Tintenstrahldruck, 23 x 23 cm
  • Ohne Titel, aus: Lorbeer, Mönchsbart und Aspik, 2022/23, Tintenstrahldruck, 23 x 23 cm
  • Ohne Titel, aus: Lorbeer, Mönchsbart und Aspik, 2022/23, Tintenstrahldruck, 23 x 23 cm
  • Ohne Titel, aus: Lorbeer, Mönchsbart und Aspik, 2022/23, Tintenstrahldruck, 23 x 23 cm
  • Ohne Titel, aus: Lorbeer, Mönchsbart und Aspik, 2022/23 Tintenstrahldruck, 23 x 23 cm

Maria Sewcz, in Berlin lebende Fotografin zumeist urbaner Strukturen, wurde gebeten, sich vor allem in der Stadt auf die Suche nach der Präsenz des Schweines zu begeben. Ihre Bilder zeigen es portionsweise gebraten, gekocht, in Aspik etc. Sie zeigen auch Eingriffe in das, was wir gemeinhin als Natur wahrnehmen, und beiläufig anmutende, aber doch zentrale Bildkommentare. So adaptiert ein Protestbanner die Bremer Stadtmusikanten, eine Schar solidarischer Tiere, die sich menschlichen Verbraucherökonomien widersetzten.

Über das nichtmenschliche Tier als widerständigen Akteur schreibt Fahim Amir – Autor auch in diesem Band – in seinem Buch Schwein und Zeit¹ ausführlich. Jenny Schäfer macht im vorliegenden Band darauf aufmerksam, auf welche Weise der Konsum von Fleisch Biografien begleitet und zeichnet. Es berührt, wenn sie berichtet, wie etwa der Speck im Kühlschrank der Großmutter, die existenziellen Hunger noch kannte, Gefühle von Geborgenheit aufzurufen vermag.

Diskussionen um Fleisch schließen auf direkte Weise an Fragen der Verteilungsgerechtigkeit an: Die im Sozialgesetzbuch in der Rubrik Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren fixierten Regelbedarfssätze liegen augenblicklich bei täglich 5 Euro für alleinlebende Erwachsene, 3 bzw. 3,93 Euro für Kinder und 5,34 Euro für 15- bis 18-Jährige.² Wie verhält sich dies zu den Gewinnen von Lebensmittelindustrie und -handel und dies wiederum zu den Preisen, die den bäuerlich Produzierenden für ihre Arbeit gezahlt werden?

Maria Sewcz fotografiert mit dem Mobiltelefon in der Ästhetik des zumeist spektakulär inszenierten, zustimmungsheischenden Instagram-Foodporns. Doch »glamourös« ist auf diesen Fotografien allenfalls die untergehende oder aufgehende Sonne, die von menschlicher Hand geregelt zu werden scheint – ein Bild der Überlagerung kosmischer Schönheit und menschlicher Anmaßung. Der Begriff »Konsumtion«, darauf weist Maria Sewcz hin, habe sie in diesem Projekt begleitet. Er bezeichnet so unterschiedliche Angelegenheiten wie den Gebrauch von Gütern, die Erfüllung eines Straftatbestandes, der die Verwirklichung eines anderen Tatbestandes einschließt, oder das Mittrinken von in Messwein aufgelösten Hostienpartikeln.

¹ Fahim Amir, Schwein und Zeit, Hamburg 2018/2021.

² Gesetz zur Ermittlung der Regelbedarfe nach § 28 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch ab dem Jahr 2021 (Regelbedarfsermittlungsgesetz – RBEG), § 6 Regelbedarfsrelevante Verbrauchsausgaben der Familienhaushalte, https://www.gesetze-im-internet.de/rbeg_2021/__6.html (Zugriff: 20.4.2023).

Biografie

*1960, Schwerin; lebt in Berlin

• 1982–1987 Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig • 1993–1995 Meisterschülerin bei Timm Rautert, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig • 2005–2007 Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig • seit 2017 Lehrauftrag an der Ostkreuzschule für Fotografie, Berlin

A 2023 Touch. Politiken der Berührung, Europäischer Monat der Fotografie, Amtsalon, Berlin (K) • 2022 Aufbrüche. Abbrüche. Umbrüche, Stadtmuseum Berlin • 2021 London, 2018, 2019, 2020, ongoing, bautzner69, Dresden (E) • 2020 ÜberStädte, Haus am Kleistpark, Berlin (E) • 2019 Auszug der Seele, Ch. B., Studio Kupferstich-Kabinett, Dresden (E) • 2018 LAND__SCOPE, Münchner Stadtmuseum

P Jetzt, Berlin, Leipzig 2023 • TR; Istanbul, Stuttgart 2018 • inter esse, Göttingen 2013 • point out, Berlin; Unzeitspuren, Frankfurt a. M. 1995